Die Turmfalken in Paris
Wenn wir Paris ein Maskottchen geben müssten, könnte man sicher darauf wetten, dass wir die Taube wählen würden. Falsch…. Ein edlerer Vogel schwebt im Himmel von Paris und spukt in den Türmen von Notre-Dame: der Turmfalke.
Drei Jahre lang haben rund 50 Beobachter aus dem CORIF (Ornithologisches Zentrum der Ile-de-France) die wichtigsten Denkmäler der Hauptstadt unter die Lupe genommen. Im Rahmen einer nationalen Untersuchung, die von der französischen Schutz Liga für Vögel gestartet wurde, wird diese Ermittlung auf alle Städte Frankreichs ausgedehnt. Es wurden siebzehn Zuchtpaare in 1987, fünfzehn in 1988 und zwanzig in 1989 gezählt. Es scheint, dass diese kleinen Greifvögel eine Vorliebe für einige Pariser Denkmäler haben.
So beherbergt Notre-Dame fünf Turmfalken-Nester und bietet den staunenden Zuschauern, die sich die Mühe machen, die Augen zu heben, den Anblick ungewöhnlicher “Spatzen”. Notre-Dame ist nicht die einzige Stelle mit diesen außergewöhnlichen Bewohnern: der Eiffelturm, der Arc de Triomphe, Sacré-Coeur und andere hohe Stätten haben auch ihre Falken. Dazu kommen Hochhäuser mit fensterlosen Fassaden ohne Gegenüber, die eine Menge ruhige Unterkünfte bilden. Die kleinen Greifvögel übernehmen auch die Spitzen der Türme, der modernen wie der älteren, wenn sie nur geeignete Hohlräume finden. Was auch immer die Gestalt des Ortes sein mag, die Turmfalken scheinen sich an alle Architekturen zu gewöhnen mit vielleicht einer kleinen Vorliebe für alte Steine…
Bürger von Paris: Wie erkennt man den Greifvogel?
Der Turmfalke ist leicht mit unseren Tauben zu verwechseln. Sein Körpergewicht ist etwas kleiner als das der Taube ; er ist schlanker und etwas weniger schwer als die Stadttaube, die ein Durchschnittsgewicht von 300 g erreicht.
Seine Farbe
Nur in der Farbe unterscheidet er sich von weitem: die Weibchen sind braun mit schwarzen Absetzungen und die Männchen haben einen etwas dunkleren roten Rücken bei einem graublauen Kopf und Schwanz.
Der Flug
Die Flügelspannweite ist ein wenig größer als die der Taube und die spitzen Flügel geben ihm eine schlankere Silhouette. Eines der Merkmale dieses Vogels: sein spektakulärer Flug an Ort und Stelle, genannt Rütteln (auf Französisch: Flug des Heiligen Geistes).
Der Turmfalke, ein Pariser Bewohner
Einigen Archiven zufolge sind die Falken offenbar seit mehr als einem Jahrhundert “Bürger von Paris”. Ihre Anwesenheit steht in engem Zusammenhang mit der Reproduktion. Die Falken wählen die Orte, an denen Sie sich ernähren und paaren können, auf dem Land am häufigsten, aber auch in urbaner Umgebung. So bietet Notre-Dame ihnen einen unangreifbaren und beruhigenden Schutz: von dort aus stehen sie hoch über den Dächern und haben einen unverletzbaren Beobachtungsposten. Darüber hinaus bietet die Kathedrale Hohlräume, die groß genug sind für Nester, mit Statuen als Wachtposten. Wenn auch die antiken Denkmäler von der Gunst der Greifvögel profitieren, werden die modernen Gebäude auch nicht verachtet.
Leider sind Falken oft gezwungen, sie wegen Bauarbeiten zu verlassen. Das ist eine der Hauptursachen für den Misserfolg eines Brutgeschäftes.
Ein Akrobat der Luft
Turmfalken sollten in den Monaten März und April nie gestört werden, das ist die Zeit der Paarbildung. Letztere gibt ein Spektakel der Akrobatik, der Schreie, des unaufhörlichen Kommens und Gehens. Dem emsigen Treiben folgt eine einmonatige Zeit der Stille, in der das Weibchen mit dem Brüten beschäftigt ist und vom Männchen mit Futter versorgt wird. Die Turmfalken von Paris erjagen hauptsächlich Wühlmäuse im offenen Land rund um die Hauptstadt (z. B. im Bois de Vincennes), aber während der Brutzeit fangen Sie auch viele Spatzen zur Fütterung der Kleinen.
Ende Mai tauchen erst kleine weiße, später graue Kügelchen auf. Zwanzig Tage später haben wir manchmal die Chance zu sehen, wie sie sich über den Rand des Nestes beugen. Nach vielen mehr oder weniger riskanten und unbeholfenen Versuchen fliegen die Vögelchen schließlich erstmals aus und verlassen das Nest.